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Bevölkerung.DAMASCUS. 29. Route. 483 desselben befindliche Terrasse erobert hatten. Die berühmten Schwert-
schmiede
wurden damals sämmtlich weggeführt und brachten das Ge-
heimniss
der Verfertigung von Damascenerklingen nach Samarkand und
Chorasan, woselbst diese Kunst noch heute blüht, während sie in Da-
mascus
fast gänzlich in Vergessenheit gerathen ist. Im Jahre 1516 zog der
türkische Sultan Selîm in Damascus ein; seit dieser Zeit ist Damascus
eine Provincialhauptstadt des türkischen Reiches.

Nicht unerwähnt dürfen schliesslich die blutigen Ereignisse und
Greuelthaten des Jahres 1860 bleiben. Der Aufstand gegen die Engländer
in Indien hatte die Gemüther der Muslimen entflammt. Der damalige
Pascha Ahmed hinderte aber nicht nur nicht die Drusen, welche zur Er-
mordung
der Christen herbeiströmten, sondern soll selbst von einer nahen
Caserne das Zeichen dazu haben geben lassen; die Soldaten fraterni-
sirten
mit den Drusen und dem Pöbel von Damascus, welche das
Christenquartier verheerten. Die Gräuelscenen begannen am 9. Juli 1860.
Das englische und das preussische Consulat nahmen viele Flüchtlinge
auf; ebenso zogen sich Haufen von Christen in die Citadelle zurück.
Bald war das ganze Christenquartier in einen Schutthaufen verwandelt.
Auch die Consulatsgebäude wurden, mit Ausnahme des preussischen und
des englischen, verbrannt; schauderhafte Gräuel wurden von der thierisch
gewordenen Volksmasse verübt. Manche Christen hatten sich in musli-
mische
Häuser geflüchtet; am 11. Juli begann man dieselben aus diesen
Häusern herauszuschleppen und zu ermorden. Der ehemalige algerische
Häuptling ʿAbd el-Kâder (S. 467) bot seine Mauren auf und diese retteten vie-
len
Christen das Leben. Der Pascha hingegen blieb vollständig unthätig.
Man rechnet, dass in jenen Schreckenstagen gegen 6000 Christen in Da-
mascus
getödtet worden sind; die Leichen lagen in Haufen übereinander.
Besonders viele Ordensgeistliche waren niedergemetzelt worden, theilweise
an den Altären, wohin sie sich geflüchtet hatten. Bis heute noch sind im
Christenquartier die Spuren der gräulichen Verwüstung sichtbar. Dieselbe
Schlächterei wiederholte sich im Gebirge; hier machten die Drusen beson-
ders
ihrem alten Hass gegen die Maroniten Luft. Man schätzt die Zahl der
Getödteten im Ganzen auf 14,000 Seelen. Erst die allgemeine Entrüstung,
welche sich bei allen Völkern des Abendlandes fühlbar machte, veranlasste
die türkische Regierung zum Einschreiten. Eine Anzahl Rädelsführer sowie
Ahmed Pascha selbst wurden in Damascus festgenommen und enthauptet,
auch Juden befanden sich darunter. Ein französisches Corps von 10,000
Mann wurde nach Syrien geschickt (vergl. S. 76). Eine Schaar Maro-
niten
vereinigte sich mit den Franzosen; die Drusen wurden endlich zu
Paaren getrieben. Viele Drusen wanderten damals aus dem Libanon aus
und begaben sich nach dem Haurân (vgl. S.419); von den Christen
siedelten viele nach Beirût über. Die Parteiverhältnisse in Damascus
haben sich seit jener Zeit nicht wesentlich gebessert.

Die Bevölkerungsstatistik von Damascus ist überaus schwie-
rig
und selbst eine Schätzung unmöglich. Der beste Bericht spricht von
ungefähr 110,000 Einwohnern. Im Jahre 1840 wurden folgende Zahlen ange-
geben
: 111,552 Einwohner, wovon 89,500 Muslimen, 500 Drusen, 4000 Metâ-
wile
und 150 Nosairier. Hierbei wären die vielen Beduinen, die sich
stets in Damascus aufhalten, nicht mitgezählt. Die Juden werden in
jener Tabelle zu 5000 angegeben, die Christen zu 11,772, wovon 5290 grie-
chische
Orthodoxe (unter einem Patriarchen), 190 armenische Orthodoxe,
70 Lateiner, 290 Maroniten, 5075 griechische Katholiken, 270 armenische
Katholiken, 555 syrische Katholiken (Dîimascus ist Sitz des Patriarchen).
Die Zahl der Christen hat sich nach dem Christenmorde wieder gehoben.
Seit vielen Jahren arbeitet in Damascus auch die amerikanische Mission,
hat jedoch noch keine grosse Gemeinde gesammelt. Der wichtigste Ueber-
tritt
, der aber ohne Zuthun der Mission erfolgte, war der des gelehrten
Damascener Arztes Michael Meschâka (ehemals amerikanischer Consul).
Die fränkische Colonie in Damascus ist unbedeutend.

Schon in früher Zeit erschien Damascus den Arabern als Ab-
glanz
des Paradieses, sodass alle Herrlichkeiten des Himmels ihr